Es regnet in Siena.
Im Terzo di San Martino hasten die Menschen über den Platz. Im Laufen halten sie Taschen oder Einkaufstüten über den Kopf. Warme Regentropfen auf meinen Beinen. Es riecht nach vergehendem Sommer und ich nehme langsam Abschied von der Stadt.
Ich bleibe mitten auf dem Platz stehen und halte mein Gesicht in den Regen, der wie tausend Tränen mein Gesicht wäscht. Der Himmel ist grauer als grau und ich will den Moment festhalten. Spüren, wie die Nässe durch meine Jacke dringt, spüren, wie meine Haare schwerer werden und sich an den Kopf schmiegen.
Plötzlich hält ein schwarzes, großes Auto neben mir. Die hintere Tür wird geöffnet und ein junger Mann springt heraus. Im Laufen spannt er einen Schirm auf.
Dann ist er bei mir, drückt mir den Schirm in die Hand: „Prego, Signora“, zieht die Schultern hoch, läuft zurück und springt wieder in den Wagen, der bald um die nächste Ecke verschwindet.
Ich schicke ihm ein erstauntes Lächeln durch den Regen hinterher und bewundere den Schirm, dessen Unterseite in zarten Regenbogenfarben bespannt ist.
Grazie!
© Sine