Margriet de Moor: Mélodie d´amour

Hanser Verlag

ISBN-10:3-446-24478-6: € 21,90

384 S.

 

Das Buch mit dem kitschig geratenen Titel und dem dazu passenden Cover entspricht so gar nicht dem, was man von einem Buch erwarten würde, das so aussieht und so heißt. In diesem Buch finden sich definitiv keine zuckrig-süßen Liebesgeschichten.Trotzdem geht es in diesem Buch um die Liebe. Jedoch der Liebe im Besonderen.

Vier Geschichten verknüpft de Moor zu einem Roman, der den Leser sofort in den Bann zieht.

Ein Kapitel beginnt damit, dass vier Söhne ihre verstorbene Mutter Atie im Sarg zu ihrem Vater in den Hinterhof tragen, damit er sie noch einmal sehen kann. Denn die  Söhne wollen das Versprechen, das sie ihrer Mutter gaben, nicht brechen. Der Vater, der Atie immer noch liebte, aber längst eine neue Frau hat, sollte das Haus nicht mehr betreten…

In einer anderen Geschichte wird beschrieben, wie eben diese beiden Ehepartner einen wunderschönen Tag miteinander erlebten, sowie eine Liebesnacht und Atie danach eine kurzzeitige Amnesie erlitt und sich nie mehr an gerade diesen besonderen Tag erinnerte. Margriet de Moor beschreibt es so, dass nicht nur die Frau, sondern auch das All einen schönen Tag verloren habe.

In der nächsten Geschichte, geht es um den Sohn der beiden und wie er die Liebe erlebt. Er lebt mit seiner Frau zusammen, die ihn nicht mehr körperlich liebt. Trotzdem kann er sich nicht von ihr trennen. Er geht jedoch eine Liebesbeziehung zu einer anderen Frau ein, steht aber nicht zu ihr. Er entzieht sich, während diese Frau ihn beobachtet, verfolgt und kontrolliert.

Wie viele Arten von Liebe es gibt kann man auch erahnen, wenn man den Text liest, in der es um Geschwisterliebe geht, die so weit geht, dass sogar Menschen deshalb sterben müssen. Margriet de Moor ist eine niederländische Autorin und großartige Erzählerin. Doch wie bei einigen Ihrer Landsleute legt sich auch bei ihr oft eine Schwermut in ihre Zeilen. Dabei überliest man manchmal einen ganz  leisen Humor.

Dass die Autorin Musikerin ist, spiegelt sich in der Anordnung der Geschichten auch in diesem atmosphärisch dichten Roman  „Mélodie d´amour“ wider, dessen Bilder einem nicht so schnell aus dem Kopf gehen. Die Sprache der Protagonisten ist eindringlich. Der Leser taucht ein in die Beschreibungen der psychischen Abgründe und kann das Buch kaum aus den Händen legen.

Nach der Lektüre wirft es jedoch Fragen auf, die die Auswirkungen dieses unergründlichen Gefühls betreffen.  Doch egal, wie sie auch  beantwortet werden mögen: es bleibt beim Ausgangspunkt. Nämlich der Liebe. Dieses unergründliche, unberechenbare Gefühl Liebe.

 

 

 

 

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