Monthly Archives: April 2013

Heartbreaker

Heartbreaker

Berggeist007 / PIXELIO.de

Herr Schröder ist etwas Besonderes! 

Schöner geht´s nicht, denke ich stets, wenn ich ihn sehe. 

Diese Augen! Diese Figur! Dieses Haar! Dieser Blick!

Einfach umwerfend. Herrn Schröder könnte ich nichts, aber auch gar nichts, abschlagen. Ein Blick genügte und sein Wunsch wäre mir Befehl. Herr Schröder ist mein Schwarm. Er ahnt das wohl. Geht aber ganz souverän damit um. Verehrerinnen hat er schließlich genug. Er ist geheimnisvoll, aber niemals arrogant. Er ist wild, sieht aber ganz harmlos aus. Er ist edel und intelligent. Was würde ich geben, einmal, nur einmal, mit ihm, Seite an Seite, spazieren zu gehen. Einen nachmittag ihm nah sein. Ihn verwöhnen. Über den Kopf streichen, ihn mit Kosenamen überhäufen: Mein Bärli, mein Zuckerle, mein Herzallerliebster. Ich würde ihm Leckereien in den Mund schieben und ihn an der langen Leine lassen. Bei mir hätte er es gut, der Herr Schröder.

Doch Herr Schröder will nicht. Er gehört schon zu jemandem. Nämlich zu Frau Schröder-Pösentrup. Sie ist Witwe und hat nicht nur Haare auf den Zähnen, sondern auch auf der Oberlippe. Herr Schröder liebt sie trotzdem. Das sieht man. Und wenn Frau Schröder-Pösentrup ruft: „Schröder! Schröder! Wird´s bald?“, dann fühlt sich Herr Schröder nicht ernsthaft angesprochen. Erst bei einem gefährlichen „Herr !! Schröder !!“ (und Frau Schröder-Pösentrup hat eine schneidende Stimme und rollt das „R“), wird´s was.

Dann hebt er elegant sein Bein und pinkelt an die Laterne. Herr Schröder ist ein wunderbarer Hund. Selbst beim Pinkeln verliert er nie seine Eleganz. Denn Herr Schröder ist ein Weimaraner. Mit Bernsteinaugen und graubraunem Fell.

Herr Schröder ist ein Heartbreaker!

Und weiß das auch!

 

© Sine

 

Ein Engel in Warschau

Ein Engel in Warschau

Es ist 1942. Die Deutschen beginnen, Juden aus dem Warschauer Ghetto in Konzentrationslager zu deportieren. Engel gibt es wenige. Doch einer ist da und hat einen Namen: Irena.

Irena schmuggelt. Irena fälscht. Irena betäubt. Irena lügt. Irena kämpft. Irena verschleppt.

Irena hat Mut. Irena ist Irena. Irena kann nicht anders. Sie gibt vor, Seuchenkontrollen durchführen zu müssen, da sie beim Sozialamt arbeitet. Und rettet so mit ihren Helfern jüdische Kinder aus dem Ghetto. Nicht eines, nicht zehn, nicht hundert:

 2500 Kinder.

Durch stinkende Kanäle. Im Müll. Betäubt in Kisten, Säcken, Särgen. Manchmal muß sie die Kinder aus den Armen der schreienden Mütter reissen, die sich dann doch nicht von ihren Kindern trennen können. Ahnten sie wohl, sie nie wiederzusehen. Die Kinder, die gerettet werden, werden unter falschen Namen in Klöstern, Waisenhäusern oder bei guten Menschen untergebracht.

Doch irgendwann fliegt auch ein Engel auf. Irena wird verhaftet. Ihr werden beide Arme gebrochen. Sie wird gefoltert. Doch sie verrät nichts. Niemanden. Keinen einzigen Namen. Kein einziges Kind. Die Gestapo findet auch ihre Marmeladengläser nicht. Unter dem Apfelbaum vergraben. Darin die Namenslisten der Kinder, um sie später mit ihren Eltern zusammenzuführen. Doch viele Eltern überleben den Holocaust nicht.

Der Engel wird zum Tode verurteilt. Doch durch Bestechung wird sie gerettet. Offiziell jedoch ist der Engel tot. Und Irena heißt jetzt anders und versteckt sich. Bis der Krieg vorbei ist.

Irena ist alt. Irena Sendler  (1910-2008) wird erst 2007 für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.

Doch bekommen hat ihn Al Gore.

© Sine